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Verhaltenskunde (Ethologie)

 

Ethologie ungleich Ethnologie (Völkerkunde)!

Ethologie: Verhalten = Reaktion auf die Umwelt (im weitesten Sinne) von Tier und Mensch

3 Hauptgruppen des Verhaltens:

  • angeborenes Verhalten
  • Lernverhalten (erfahrungsbedingtes Verhalten)
  • einsichtiges Verhalten (erfassen von Zusammenhängen)

1 EINSICHTIGES VERHALTEN (S. 286/287)

  • Bei einsichtigem Verhalten muss man die Vorgeschichte des Tieres kennen, damit man eindeutig sagen darf, dass es einsichtig handelt (Linder, Abb. 287.1).
  • Grenzen der Einsicht (grosse Kiste)
  • Kombination von verschiedenen Instrumenten

Beispiel Chamäleon: (Ergänzung: Farbe ==> Stimmung und Wärmeaufnahme)

  • Umwegverhalten ==> einsichtiges Verhalten
  • Grund: Angeborenes Verhalten erkennt nur immer eine mögliche Variante

2 ANGEBORENES VERHALTEN (S. 274)

2. 1 Unbedingte Reflexe

Auf einen bestimmten äusseren Reiz hin läuft stets in gleicher Weise der genau gleiche Vorgang ab.

Funktionsprinzip Reflexbogen:

Reflexbogen

  • Unbedingte Reflexe können nicht direkt willentlich beeinflusst werden ==> Geschwindigkeit ==> für lebensnotwendige Funktionen.

Beispiele:

  • Hühnerhaut ==> aufrichten der Haare
  • Blick in die Sonne ==> Anpassung der Pupille
  • Verbrennungen ==> zurückzucken
  • Nahrungsaufnahme (Zahnpaste) ==> Speichelfluss

Indirekte Beeinflussungen: Bedingungen nicht vorhanden

Falls Hühnerhaut nicht genügt ==> frösteln, Zahneklappern

2. 2 Automatismen

Handlungen, die ohne einen äusseren Reiz ablaufen, meist in dauernder Wiederholung. Das Nervensystem selbst produziert den notwendigen Reiz.

Beispiele:

  • Flossenbewegungen bei Fischen
  • Flügelschlag bei Vögeln

Im Allgemeinen kommt der Reiz aus dem Zentralnervensystem.

Ausnahme: Das Herz hat selber ein Reizzentrum = Ruheherzschlag + zusätzliche Befehle vom Zenralnervensystem

2. 3 Instinkthandlungen

Sie sind sehr verschieden von Art zu Art (Artenspezifisch, Arttypisch). Instinkte sind für Lebewesen so typisch wie ihre Gestalt.

Beispiele:

  • Netzbau bei Spinnen

==> Spinnennetz ist Arttypisch

  • Vogelzug

==> Winterquartiere sind arttypisch verschieden
==> Zugzeitpunkt
==> Zugrouten

  • Nestbau von Vögeln (277.1)
  • Brutpflegeverhalten

Bei Instinkten genügt der Reiz nicht, sondern:

  • Reiz (Auslösung, Schlüsselreiz) + Stimmung (innere Bereitschaft, innerer Antrieb)

2. 3. 1 Appetenz (Appetenzverhalten)

  • Reiz fehlt, Stimmung vorhanden
  • Antriebsbedingte Suche nach Reiz (Sinn: grössere Wahrscheinlichkeit für Durchführung der Handlung)
  • Beispiel: Spechtepaar in Wüste (keine Bäume)
  • Ungerichtetes Verhalten
  • (bei Menschen zusätzliches Lernverhalten)
  • Beispiele:

  • Hunger ==> Weg zum Kühlschrank
  • Ausgang (Partnersuche)

Falls Reiz vorhanden, Stimmung nicht ==> keine Handlung

Funktionsschaltbild für Instinktverhalten:

Appetenzverhalten

2. 3. 2 Handlung des Sperren bei Vögeln

  • innerer Antrieb: Hunger
  • Reiz: Sichtkontakt zum Elternteil oder Erschütterung des Nests

Kreiskombination ==> Sperren (primitiver AAM)

Proportionen spielen eine grosse Rolle (Richtung des Sperren ==> Schnabel):

Sperren

Grösse spielt keine Rolle (Entfernungen!)

Bei Altvogel: Sperren

==> Reiz für Futtersuche
==> Reiz für Fütterung

Abweichende Musterung des Schnabels:

  • Grund: Abwehr von Brutparasiten (z.B. Kuckuck) meistens in tropischen Ländern
  • Entwicklungshergang: Vogel: Variationen von AAM und Schnabelmusterung

Parasit: Anpassung der Abweichung (ev. sogar Jugendgefieder)
==> Parasit ist Abhängig vom Vorkommen der Art, denn er sich Angepasst hat

2. 3. 3 Kuckuck

  • Grössenverhältnis Kuckuck - Wirt (häufig Rohrsänger) ==> (277.1)
  • Kuckuckweibchen entfernt zuerst ein Wirtei
    ==> gleichen Anzahl Eier im Nest des Wirts
  • Eigrösse und Eifarbe kann meistens vom Wirtvogel nicht unterschieden werden
  • Sobald Kuckuck geschlüpft ist (Kuckucke schlüpfen früher), schaft er andere Eier (Jungvögel) aus dem Nest
    ==> mehr Nahrung
  • Kuckuckweibchen muss Ei in frisches Gelege legen, sonst schlüpfen die anderen Jungvögel früher und der Kuckuck kann sie nicht mehr herauswerfen
  • Der Kuckuck hat ein festes Revier ==> verhindert, dass andere Kuckucke ihre Eier in die Nester legen

2. 3. 4 Brutpflegeverhalten von Hennen (277.2)

  • AAM muss nicht optisch sein, kann akustisch sein
  • Für Instinkthandlungen werden nur einzelne Reize verarbeitet

2. 3. 5 Beutefangverhalten von Kröten und Fröschen (275.1)

  • Mögliche Reize:
Bewegung Grösse werden verwertet
Gerüche Farbe
Töne Temperatur
Form

 

Bewegung + Stimmung ==> Instinkthandlung
Grösse (Hunger)

Es können ebenfalls noch andere Faktoren mitspielen, z.B. Misserfolgsrate (ungeniesbare Beute: Blätter) ==> Energieverlust, Sichtbarkeit für Feinde.

Schlechtes Sehvermögen des Frosches: Nur schwarz-weiss ohne Abstufungen.

2. 3. 6 Rotkehlchen

  • feiner Schnabel ==> feine Beute
  • grosse Augen ==> Beutesuche in Dämmerung

Greift rote Attrape an (Revierverteidigung) ==> nur rotgefärbte Federn werden verarbeitet

Gründe:

  • Einfache erbliche Abspeicherung
  • Längere Reaktionszeit je präziser der AAM ist und je mehr Reize verglichen werden müssen
Fehlreaktionen sind grundsätzlich möglich.

2. 3. 7 Klassische Fehlreaktionen (433.1, 433.2)

Ragwurz (Ophrys) ==> Orchideen:

Die Blüten ähneln bestimmten Insektenweibchen. Ein vorbeifliegendes Insektenmännchen meint die Blüte sei ein Weibchen, will sich mit ihr paaren und erhält somit Blütenstaub auf den Kopf. Schliesslich gibt es auf, fällt aber bald wieder auf so eine Blüte herein und überträgt die Pollen ==> Nutzung des Paarungsverhalten von Insekten

Vorkommen: Magerwiesen (sehr verstreute Standorte).

  • Da Ragwurz sehr verstreut vorkommt, wäre die Wahrscheinlichkeit sehr klein, dass eine Honigbiene wieder zu einer Ragwurz geht ==> Negativ für Pflanze:
  • Pflanze abhängig vom Vorkommen der Insektenart
  • Pflanze muss blühen, wenn Insektenmännchen in Paarungsstimmung sind

Bemerkungen:

  • Schwankung der Population von Insekten (Bsp. Stubenfliegen (76.1)). Gründe: Klima hat sehr starke Auswirkungen
  • Bei einjährigen Pflanzen ist diese Methode nicht gut möglich
  • Ophyrys darf keinen Nektar haben, da sonst die Insekten mit schlechter Bestäubungseffizienz die Pollen wegtragen würden
  • Bsp. AAM für mehrere Insektenarten ==> Mischpaarungen zwischen Insektenarten (nicht möglich)
  • Bsp. mehrere Ophrysarten pro Insekt ==> Mischungen, Bastardbildung (Kreuzung zweier Arten) (möglich, Bsp. Mittelmeergebiet)
  • Keine Vorteile für Insekten
  • Nachteile:
  • Zeitverlust für Insekten nur klein, da Männchen 2 Tage früher schlüpfen als Weibchen (Selektionsdruck, da für Weibchen Paarung nur einmal möglich ==> eher früher schlüpfen, als später)

Zwischenkapitel

Bestäubungsbiologie

Generelles Ziel: Mit möglichst grosser Wahrscheinlichkeit sollen Pollen auf die Narbe einer artgleichen Blüte gelangen
  • Windbestäubung ==> viel Pollenstaub
    °
    °
  • Entwicklung
    °
    °
  • Tierbestäubung (Tiere ursprünglich Pollenräuber)

1 Anpassungen im Blütenbau

1. 1 Akelei

Akelei

  • Ausnahme: Hummeln beissen Sporn auf und saugen Nektar aus ==> keine Bestäubung

1. 2 Bestäubung durch Vögel

  • Honigsauger (Vorkommen Australien)
  • Nektarvogel (Vorkommen Afrika, Asien)
  • Kolibri (Vorkommen Amerika)

1. 2. 1 Kolibri

Fliegen bei Nektaraufnahme ==> Blüte muss freistehend sein

andere: Brauchen Sitzgelegenheit (Stengel)

  • Röhrenförmige, rote Blüten sind typisch für Vogelbestäubung
  • Grund: Insekten sehen rote Blüten nicht gut

1. 2. 2 Nektarvogel

  • Reife Blüten hängen herab
  • Bestäubte Blüten fallen ab
  • Fruchtknoten muss robust sein (Krallen des Vogels)

Farbe, Duft ==> Versprechen (Anlockung)

1. 3 Zeitliche Eingrenzung des Blühens

2 mögliche Eingrenzungen:

  • tageszeitlich
  • jahreszeitlich

1. 3. 1 Wegwarte

  • Blüht vor allem am Morgen
  • Jeden Tag neue Blüten

1. 3. 2 Weinbergtulpe

  • Von den Römern (Mittelmeer) gebracht
  • sehr selten, fast nur noch vereinzelt in Weinbergen zu finden
  • Blüten öffnen sich jeden Nachmittag, während sie am Morgen geschlossen bleiben
  • Zweck: Der Prozentsatz der gleichartigen Blüten wird grösser zu einem gewissen Zeitpunkt (Blumen dieser Art, welche am falschen Zeitpunkt blühen, haben fast keine Chance ihr Erbgut weiterzugeben)
  • Grundsätzlich müssen sie aber immer dann Blühen, wenn es Insekten hat
  • Grenze Herbst: Samenbildung, ev. Samenverbreitung muss vor dem ersten Frost beendet sein

1. 3. 3 Herbstzeitlose

  • Blüht im Spätherbst + Befruchtung im Herbst
  • Samenbildung erst im Frühling unter der Erde
  • Giftig ==> Pflanze wird im Winter nicht angefressen

Im Gebirge ist Vegetationsperiode kürzer
==> mehr Konkurenz
==> mehr Pflanzenarten müssen miteinander Blühen ==> Blume muss farbenprächtiger sein, dass sie angeflogen wird

1. 3. 4 Blütenkerzen, Blütenkörbchen

Ziel: Möglichst viele gleichartige Blüten beisammen ==> Insekt geht eher wieder auf eine gleiche Blüte Wenn Insekt für eine gewisse Zeit immer auf die gleiche Art geht, ist er Blütenkonstant (Bsp. Honigbiene)

1. 3. 5 Rosskastanie

  • Rote Punkte:
  • nicht alle Blüten haben rote Punkte
  • Signalisation für Insekt, bei welchen Blüten noch etwas zu finden ist
  • Wechsel gelb zu rot
  • Grund: Rot ist für Insekten nicht attraktiv
  • Nach Bestäubung behält die Pflanze die Blüten in der ursprünglichen Form bei
  • Grund: Bestäuber müssen von Weitem angelockt werden, dass die vielen Blüten bestäubt werden (Fernwirkung der Blüten)
  • Später Fernwirkung nicht mehr nötig ==> Blüten fallen ab

Blüten die schon bestäubt sind produzieren keinen Nektar mehr, somit wird die Effizienz kleiner (weniger interessant für Insekt) ==> Farbwechsel.

1. 3. 6 Lantana (Wandelröschen)

  • Balkonkistchenpflanze
  • Ursprung: Tropische Länder
  • sehr klein (braucht keine Fernwirkung)
  • Wechsel:
rot zu gelb zu rot
ungeöffnete Blüte zu bestäubende Blüte bestäubte Blüte
  • Grund: Rote Blüten dienen als Sitzgelegenheit, da sonst die zu bestäubende Blüte abknicken würde und der Insekt auf der Öffnung sitzen würde

Farbwechsel

1. 3. 7 Vergissmeinnicht

  • Wechsel blau zu violett (Rotkomponente)

Ende Zwischenkapitel


2. 4 Instinkte beim Menschen

  • (Bsp.: siehe Appetenzverhalten)
  • Instinkte beim Nahrungserwerb
    aber: Instinkte + Lernverhalten integriert (Bsp. Kühlschrank)
  • Instinkte häufig im Fortpflanzungsbereich

2. 4. 1 Aussagen von K. Lorenz: "Kindchenschema" (278):

  • AAM für Kleinkinder
  • Gilt auch für Tiere
  • Merkmale: Runder Kopf: fliehender Kinn, steile Stirn, Stupsnase, Pausbacken; Grosse Augen
  • Kindchenschema ist der AAM für Brutpflegeverhalten,
  • Beschützerverhalten

2. 4. 2 Wie reagieren Männer auf den weiblichen Körper?

Eigenschaften:

  • lange Beine
  • breite Hüfte
  • schmale Taille
  • Brüste
  • Hautfarbe (kulturell bedingt)
  • Haare
  • Gesicht (ev., gilt nicht generell)
  • glänzende Haut
  • glatte Haut (Muskeln unbetont)
  • unweiblich: Schultern sind breit

Gründe:

  • breite Hüfte:
  • Geburtskanal muss genügend gross sein ==> breites Becken
  • Heute spielt das keine Rolle mehr (Kaiserschnitt)
  • Die AAM der Männer, welche breithüftige Frauen bevorzugen, werden sicherer weitergegeben
  • Brüste:
  • Ernährung des Kindes
  • glatte Haut:
  • Rückschluss auf Alter ==> Jugendlichkeit
  • früher Lebenserwartung ca. 30 Jahre
    ==> zu alte Frau ==> Wahrscheinlichkeit gross, dass Kind ein Waise wird + zusätzlich mehr Kinder möglich
  • heute Lebenserwartung grösser
  • ==> Mann sollte Jugendlichkeit ansprechen:
  • Haare
  • glatte Haut
  • Gesicht
  • schlanke Taille
  • schmale Schultern:
  • Männer haben breitere Schultern, da breite Schultern = mehr Kraft (früher Jäger)
  • schlanke Taille:
  • Hinweis, ob Frau Schwanger ist
  • lange Beine:
  • Merkmale eines pupertierenden Mädchens
  • ==> lange Beine unverhältnismässig gross zum Körper
  • ==> jung, Wahrscheinlichkeit klein, dass diese schwanger ist
  • ==> "Reservierung"
allg: Erbanlagen, die dazu führen, dass etwas sinnvolles bevorzugt wird, werden eher über Generationen weitergetragen.

==> unbewusstes Interesse

Bemerkungen:

  • Flexiblität der Männer
  • Optische Merkmale sind nicht allein massgebend

2. 4. 3 Reaktion der Frau

  • Männer inverstieren bei Geschlechtsverkehr weniger
  • Investition für Frau nur gut, wenn Kind überlebt ==> Mann muss helfen
  • ==> Das Optische hat nicht den gleichen Wert bei der Frau (Hemmungen, da Investition)
  • Bem: positiv: Frau weiss, dass Kind ihres ist, für Mann aber unsicher, ob Kind seines ist

2. 4. 4 Verhaltenselemente, auf die die Menschen reagieren

  • Hinterteil:
  • Einladung zum Geschlechtsverkehr durch hinhalten des Hintern (Bsp. Affen: geschwollenes Hinterteil) ==> bei Menschen noch heute vorhanden
  • Bememerkungen:
  • Bei Affen kann es auch Friedensangebot sein ==> Weibchen entgehen
  • Züchtigung ("Auf andere Gedanken bringen")
  • Ausgeprägter Hinterteil bei einigen Affenarten auch beim Männchen
  • ==> Sex und Gewalt liegen sehr nahe beieinander (Vergewaltigung: Machtdemonstration)
  • Gesicht:
  • Blick ==> Aufforderung zum Mitkommen

2. 5 Balz

Balzhandlungen haben den Zweck, dass es zu einer Paarung führen soll. Vergleichbare Wörter: Brunft, Ranz...

Beispiele:

  • Pfau: Rad
  • Birkhuhn: hängende Flügel
  • Paradisvogel: an Ästen herunterhangen

Sinn:

  • Werbung um das Weibchen (Imponieren)
  • Männchen liefern über die Balz Anhaltspunkte dem Weibchen zur Auswahl

2. 5. 1 Balzhandlungen, bei denen Männchen nicht bei der Aufzucht helfen

Weibchen muss selber Junge aufziehen ==> falls Erbanlagen des Männchens schlecht sind ==> Chance kleiner für Weitergabe seiner Erbanlagen (Bsp. Feldhasen)

Bsp. Birkhuhn:

Balzplätze

Bsp. Pfau:

bei intaktem Rad Hinweis für Weibchen auf Unversehrtheit von Raubtieren + Gesundheit

2. 5. 2 Balzhandlungen, bei denen die Männchen bei der Aufzucht helfen

Bsp. Haubentaucher:

Über Balzhandlungen kann auch die Fortpflanzungsstimmung koordiniert werden ==> beide wollen im entscheidenden Moment das selbe machen

Auslesverfahren:

  • Mithilfe
  • Revier (Weibchen lesen zuerst das Revier aus)

2. 5. 3 Balzhandlungen bei Menschen

Bei Menschen zwar Balzhandlungen vorhanden, aber sehr flexibel

  • Imponierung durch Auto, ... ===> Geld
  • Blumen

Mann trägt auch zur Aufzucht der Kinder bei

2. 6 Handlungsketten

Instinkthandlungen laufen selten isoloiert ab, sondern häufig als Kette von Einzelhandlungen zwischen 2 Induvidien. Dabei dient die jeweils vorhergehende Handlung des einen Partners als Auslöser für die nächst folgende Handlung des anderen Partners.

Bsp. Paarungsverhalten beim Stichling (Abb. 281.1 + Kap. 3.2.2.3):

Schnauzentriller:

  • Signalisation, dass Männchen bereit ist zur Besamung, denn Eier sind nur kurze Zeit befruchtungsfähig

2. 7 Allgemeine Besonderheiten der Instinkthandlungen

vor allem am Beispiel der Balzhandlung

2. 7. 1 Einflüsse von Stimmungsstärke und Reizstärke (Abb. 280.1)

  • Stimmung nimmt zu, je länger es sich nicht paaren konnte
  • ==> Stimmungsstärke beeinflusst direkt die Intensität der Handlung
  • Je stärker der Reiz, je intensiver die Instinkthandlung

Bsp. Guppy:

  • Reizstärke = Grösse des Weibchens

Guppy

  • Je kleiner die Grösse, je stärker muss Reiz sein, oder umgekehrt
  • Guppy sind lebendgebährend

Bsp. Austernfischer (Abb. 279.1):

  • brütet in Nestmulde
  • Ei kann aus dem Nest rollen
  • Vogel holt es zurück
  • Hier: Bevorzugt grösseres Ei (Attrappe), denn Reiz grösser

==> Übernormaler Reiz wirkt stärker, als der normale Reiz. Im AAM gibt es keine obere Reizgrenze, ev. Überlagerung durch eine andere instinkthandlung (Fluchtverhalten, wenn Objekt zu gross)

Bemerkung:

  • Auch beim Menschen gibt es übernormale Reize, z.B. Sexidole
  • Hafenstadt-Bordelle: Je grösser Stimmung der Matrosen, je kleiner muss Reiz sein

2. 8 Übersprunghandlungen (S. 282)

  • Bsp. Enten in Balzhandlung, plötzlich putzt sich Männchen Flügel (<== Übersprunghandlung)
  • Bsp. Amselmännchen trifft anderes Männchen an Reviergrenze ==> Abhalten, dass anderes Männchen in sein Revier kommt ==> drohen. Plötzlich putzt ein Männchen sein Gefieder oder pickt Sachen auf (<== Übersprungshandlung)
Übersprungshandlungen passieren dann, wenn 2 sich widersprechende Antriebe vorhanden sind. Übersprungshandlungen finden statt in einem Antriebsbereich, welcher mit den anderen nichts zu tun hat.
  • z. Bsp. Soll ich aufhören oder nicht ? ==> Übersprunghandlung: Federn putzen (keine Aufmerksamkeit des Weibchens)
  • ==> Versuch die Handlungsfähigkeit zu bewahren, indem es zu einer Entblockierung kommt
  • Keine Signalisation in welcher Richtung man tendiert (z.B. ob Flucht oder Weiterkampf)
  • Verlegenheitsverhalten

2. 9 Leerlaufhandlungen (S. 282)

  • Stimmung genügend gross, dass es keinen Reiz mehr braucht um eine Instinkthandlung auszulösen

Leerlaufhandlung

  • ==> Appetenzverhalten ==> kann lebensbedrohend sein
  • Bei Leerlaufhandlung aufrechterhaltung der Funktionsfähigkeit (verkleinerung der Stimmung ==> kein Appetenzverhalten mehr)

2. 10 Ritualisierung

Verhaltensweisen können einen Bedeutungswandel durchmachen, vor allem dann, wenn die ursprüngliche Bedeutung nicht mehr wichtig ist. Häufig werden die Verhaltensweisen zudem noch abgewandelt.

  • Bsp. Balzverhalten bei Hühnervögel (siehe Blatt)
  • Bsp. Jungenfütterung:
  • Ritualisierung ==> Balzfütterung: Altvogel (Männchen) füttert das Weibchen

Bsp. Seeschwalbe (Fischjäger): Fischübergabe

Grund:

  • Männchen zeigt, dass er Nahrung für die Jungen beschaffen kann (Auslesekriterien)
  • Grosse Eier vergl. mit Körpergrösse (Abb. 279.1) ==> Energielieferung an das Weibchen
  • Auch für Männchen positiv, denn Weibchen kann mehr Nachkommen produzieren ==> Erbanlagen des Männchens werden weitergegeben
  • Balzfütterung kommt am meisten bei Arten vor, bei welchen das Männchen bei der Auzucht hilft

Bem: Bei Raubinsekten hat Balzfütterung nichts mit Ritualisierung aus der Jungenfütterung zu tun

Grund:

  • Energielieferant
  • Weibchen könnte Männchen als Beute ansehen ==> Vermeidung durch Fresspacket

Bem: Spinnen:

  • Gefahr für Männchen gefressen zu werden
  • Bsp. Gottesanbetterinnen: Männchen wird während der Paarung aufgefressen ==> Energie des Männchens kann genutzt werden, da Männchen sowieso keine grosse Chance gehabt hätte, ein anderes Weibchen zu finden
  • Übergabe von Nistmaterial bei Ablösung am Nest

Bsp. Storch, Kormoran: Befriedungsgeste gegen eventuell aufkommende Aggressionen

Grund:

  • "Geschenk" ==> Signalisation für friedliche Absicht (Revier)
  • Jedes Tier hat eine gewisse Individualdistanz. Falls Individualdistanz zu klein ==> Abbau der Aggressionen durch "Geschenke"
  • Kuss/Schnäbeln

Bsp. Love-Birds: Es wird kein Futter mehr übergeben

Früher Nahrungsübergabe bei Menschen auch über Mund

  • Es gibt auch andere Ritualisierungen: Bsp. Storch: Gruss Ritualisierung aus Drohen (==> exponieren des Halses)

3 LERNVERHALTEN (S. 283-285)

  • auch Erfahrungsbedingtes Verhalten
  • Gedächnis
  • Unterschied Angeboren <==> Gelernt: Gelerntes ist sogar beim einzelnen Individuum variabel, während Angeborenes immer gleich ist, ausser bei Erbfehlern.
  • Lernverhalten erlaubt dem einzelnen Individuum viel mehr Variablität (Anpassung)
  • Erlerntes kann wieder vergessen werden
  • Bsp. Eichhörnchen: Öffnen einer Haselnuss
  • Bsp. Affenart: Paarungstechnik muss gelernt sein, während sie bei anderen Arten angeboren ist. (Bei Menschen auch gelernt)

3. 1 Lernen am Erfolg/Misserfolg

  • Bsp. Meisen: Picken Aludeckel von Milchflaschen auf und schöpfen Rahm ab

Gründe für Phobie:

  • Horrorerzählungen
  • Einbildungen
  • Verhalten der Eltern

Nasenringe:

  • Noch heute bei Stieren voranden (ev. auch bei Schweinen ==> kein wühlen)

3. 2 Prägung

  • z. Bsp. auf den Lebensraum

Versuch an Finken:

  • Vorkommen in Föhrenwälder
  • Aufzucht unter verschiedenen Bedingungen:
 

Auswahlversuch

Föhren Eichen
ohne Blätter x  
mit Föhren x  
mit Eichen   x
  • ==> angeborene Komponente + Prägung, die überwiegen kann
  • Grund: Anpassung an Umweltverhältnisse

3. 3 Erkundungsverhalten, Neugier- und Spielverhalten (S. 285)

Erkundungsverhalten: Sich mit der Gegend vertraut machen ==> Fluchtmöglichkeiten, Verstecke vor Feinden und Nahrungsquellen ausfindig machen

3. 4 Nachahmen

  • Nachahmen geht schneller als Lernen am Erfolg / Misserfolg
  • Bsp. Wanderfalke: Bewegende Beute ==> wenn falsches Fangverhalten,Gefahr des Verhungern ==> Nachahmen (schnelles Lernen)

3. 5 Traditionenbildung (S. 287)

  • Lernen am Erfolg
  • Nichterbliche Weitergabe von etwas, dass sich bewährt hat

Unterschied erbliche Weitergabe <==> nichterbliche Weitergabe:

  • Erbänderungen können nicht gezielt ablaufen (sondern zufällig)
  • Erbe lässt sich nicht mehr Rückgängig machen (Bsp. Igel: Einrollen vor Auto)
  • Erbliche Veränderungen höchstens durch Ausleseverfahren ==> Tote
  • ==> Traditionen sind wandelbar (falls es nicht mehr gebraucht wird, kann es aufgegeben werden)

Bemerkungen:

  • Bsp. Früher Häuser an Strassen (Vorteile vom Verkehr), heute Strassen weit weg von Häuser (Nachteile) ==> Lernen am Erfolg
  • Bsp. Igel auf Strasse: Einrollen ist angeboren ==> müsste lernen, nicht auf harte unterlagen zu gehen. ==> Der Igel könnte sich nicht mehr frei bewegen und seine Territorien wechseln.

4 SOZIALVERHALTEN (S. 288)

4. 1 Vergesellschaftung

  • Einschränkung: Tiere müssen derselben Art angehören
OFFEN
jeder ist akzeptiert
GESCHLOSSEN
nur wer schon zur Gruppe gehört, wird akzeptiert
anonym
man kennt sich nicht persönlich
nicht völlig anonym
man kennt unmittelbare Nachbarn
anonym
man kennt sich am "Geruch"
individualisiert
man kennt sich gegenseitig (Rangordnung)
  • Bsp. Honigbienen: Nestgeruch ==> neue Königin muss zuerst in einer luftdurchlässigen Schachtel in den Stock gelegt werden
  • Der Mensch kann sich in jedem Gesellschaftstyp zurechtfinden. (Ursprünglich kannten die Menschen den Gesellschaftstyp Geschlossen Individualillsiert ==> Sippenschaft)
  • Tendenz der Gruppenbildung, z. Bsp. Vereine, ...
  • Bei Geschlossenen Gesellschaften Gefahr der Inzucht

Gruss:

  • bei Geschlossenen Gesellschaften, z. Bsp. Ameisen: Fühlertriller
  • ==> kleines Dorf noch Geschlossene Gesellschaft

Gruppenkennzeichen:

  • Geschlossen-Individuallisiert
  • "Abschottungsmechanismen"
  • Gruppenzusammenhalt festigen
  • Kennzeichen:
  • Kleider (Uniformen, Frisur, Krawatte)
  • Verhalten
  • Sprache (Jargon)

4. 2 Rangordnungsverhalten (S. 292)

  • Ordnungskriterien:
  • Kraft
  • Erfahrung
  • Anzahl Junge
  • Vorteile:
  • Aggressionshemmend
  • Aggressionen können Ranghöhere beenden
  • Ranghöchstes Alpha-Tier hat den grössten Fortpflanzungsvorteil
  • Gruppe wird durch starke Tiere geführt

4. 3 Territoriales Verhalten (Revierverhalten, S. 291)

  • Revier ==> Sicherung eines Platzes (Grenzen)
  • Individualdistanz ==> Abstand zu Artgenossen

Bemerkung:

  • Kot an Reviergrenze ==> zudem Gefahr von Parasiten kleiner

4. 3. 1 Singen eines Vogels

  • Drohung an seine Artgenossen, nicht in sein Revier zu kommen
  • Sinn: Sicherung der Lebensgrundlage
  • bei Überbevölkerung dauernde Revierkämpfe

Reviere

4. 4 Sozialer Stress (S. 300)

  • Individualdistanz kann unterschritten werden ==> Aggressionen (z.B. Krawalle vor allem in Grosstädten)
  • bei Unterdrückung der Aggressionen ==> Gefahr für körperliche und seelische Störungen

4. 5 Sozialbiologische Betrachtungsweise (am Beispiel der Jungenfütterung, S. 294)

  • unbewusster Vorgang
  • beim Mensch kann Aufnahme eines Nichtverwandten biologisch sinnvoll sein (z.B. Altersfürsorge)

Bemerkung:

Pflanzen <==> Pflanzenfresser: Pflanzen können Giftstoffe produzieren, dass sie nicht gefressen werden. Giftstoffproduktion kostet aber Energie (z. Bsp. Stickstoff). Wenn sie nicht damit rechnen muss, dass sie gefressen wird, so ist es besser keine Giftstoffe zu produzieren ==> schnelleres Wachstum möglich (z. Bsp. Tabakpflanze). Bsp. Pfalnzen die an Orten wachsen, wo es keine Schnecken hat ==> keine Abwehrstoffe gegen Schnecken

4. 6 Verhaltensbiologie des Menschen (S. 295)

4. 6. 1 Vergleich verschiedener Kulturen

  • Wegschauen bei Flirt ==> Ritualisierte Flucht
  • Anheben der Augenbrauen bei Gruss
  • Nicken kommt vom Augenbrauen - Heben (bei weiten Distanzen)

4. 6. 2 Konvergenz (Abb. 153.1)

Unterschied zwischen Kaktus <==> Wolfsmilch: Blüten sind unterschiedlich ==> Gleiche Anpassung an gleiche Umweltbedingungen von nichtverwandten Arten.

4. 6. 3 Mutter-Kindbindung

  • Körperkontakt bei Problemen
  • Bindung zur Bezugsperson
  • prägungsähnlich, aber sensible Phase ist länger + mehrmaliges Einprägen
  • Bezugsperson fördert Erkundungsverhalten
  • Sprachliches Erkunden: Mehrmaliges Fragen ==> Sicherheit (nicht abblocken, sonst hat Kind Probleme)

4. 6. 4 Aggressionsverhalten beim Menschen

  • erbliche und erlernte Komponenten
  • Sinn: Nützt dem, der Agression ausübt ==> Verbessert Überlebenschancen (Egoismus)

4. 6. 5 Aggressionshemmung

  • grösster Teil geerbt
  • Aggressionshemmung wird abgeblockt in Kriegen durch Verteufelung der Gegner

4. 6. 6 Rangordnungsverhalten in der Gruppe

  • Fremdenhass:
  • Angst vor Arbeitsverlust
  • Meinungsübernahme der Eltern
  • Das "Unbekannte" ist bedrohlich
  • Angst gewisse Erungenschaften aufzugeben müssen

4. 7 Werbung

  • Werbemaschen:
  • Sex:
  • Nähe bei attraktiver Frau
  • Bedürfnis nach Partnerschaft
  • Geborgenheit
  • Appell an Patriotismus
  • Bohren in Unsicherheiten
  • Abbauen von Aggressionen durch: Lächeln, Kopf schräg halten
  • Technik
  • Weltraum (baut auf Lernprozess auf)
  • Tierschutz
  • aktuelle Themen
  • Sicherheit
  • Ersatz für etwas
  • Wiederholung
  • Signete
  • Leute bei der Ehre nehmen

 

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